16.04.2023 - Der Two Ocean Halbmarathon in Kapstadt
Wenn Läufer ihren runden Geburtstag zu Hause nicht feiern wollen, dann sind sie einfach mal weg oder sie laufen, irgendwo, jedoch nicht alleine.
Simone hatte uns, Frank und Astrid, bereits im August 2022 gefragt, ob wir Interesse hätten im April 2023 mit ihr nach Kapstadt zu reisen und dort den Halbmarathon gemeinsam zu laufen. Wir beide hatten den Lauf schon längere Zeit auf dem Wunschzettel, also gerne, wir sind dabei. Anmeldung und Buchung der Flüge übernahm wie immer unser Reiseanbieter „laufreisen.de“, mit denen wir bereits in New York, Norwegen, Jerusalem und auch auf der Chinesischen Mauer unterwegs waren.
Die Vorbereitung auf den Lauf war bei mir mit einer Bänderdehnung acht Wochen vor dem Lauf und noch einem Infekt hinterher suboptimal. Frank laborierte seit Monaten mit Achillessehnenprobleme, aber wenigsten hatte unsere Simone die Form gut über die Wintermonate gebracht.
Wir fliegen also gemeinsam nach Kapstadt, treffen am Flughafen in München schon jede Menge Läufer mit dem gleichen Ziel und verbringen den ersten Tag bei einem Stadtrundgang, Stadtrundfahrt u.v.m. Ein Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung mit Picknick und Pinguinkolonie folgen. Am Freitag, den 14.04.23, holen wir unsere Startunterlagen ab, lassen auf der Laufmesse unsere Shirts personalisieren, danach noch schnell auf den Tafelberg und am Abend im Hotel gibt es die „private“ Pastaparty für die Ultraläufer, welche am Samstag bereits in der Frühe mit ihrem Lauf über die 56 Kilometer starten. Wir entscheiden uns an unserem freien Tag zu einem Ausflug auf Robben Island, die Gefängnisinsel, wo Nelson Mandela über 16 Jahre inhaftiert war. Am Abend treffen wir unsere Ultraläufer wieder, welche alle wohlbehalten das Ziel erreicht haben und ihre Medaillen stolz zeigen.
Wir gehen zeitig ins Bett. Der Bus steht 4:45 Uhr vor dem Hotel, denn der Start des Halbmarathons ist für 6:30 Uhr angesetzt. Vor dem Startschuss gibt es noch die südafrikanische Nationalhymne, wo mit Inbrunst viele der 16.000 Teilnehmer mitsingen. Wir Läufer sind alle in unterschiedlichen Startblöcken eingeteilt und laufen in zwei Minutenabständen. Es ist noch dunkel, die Sonne noch nicht aufgestanden. Frieren tun wir nicht, es sind schon 16 °C am Morgen. Besonderheit hier beim Two Ocean Lauf sind die zwei Startnummern, eine vorn und eine hinten am Shirt befestigt mit wertvollen Hinweisen wie z.Bsp. Vorname, Altersklasse, und auch wie viele Halbmarathons oder Ultras man bereits gelaufen ist. Ich persönlich fand das besonders beim Laufen sehr interessant und abwechslungsreich. Die Strecke verläuft an der Rückseite des Tafelbergs und ist komplett auf Asphalt, die Anstiege heftig und knapp 500 Höhenmeter zeigt am Ende die Laufuhr an.
Die ersten zwei Kilometer sind gut, um in den Lauf hineinzukommen. Flache Strecke, kleinere Wellen, Schatten und kühle Luft, mehr brauch ich nicht. Dann kommt der erste Anstieg zwischen Kilometer 3 und 4, der lässt mich das erste Mal walken. In weiter Ferne ist der Tafelberg beim Aufgang der Sonne im warmen Licht sichtbar. Jetzt geht es wieder runter vom ersten Berg. An der Strecke werden Schilder hochgehalten mit den Fragen „Why, why, why“ und „Need an uber (Taxi)?“, witzig, so schlimm kann ich nach 5 Kilometer nicht ausgesehen haben, aber ich mag solche frechen Sprüche. Da geht ein riesiges Grinsen über mein Gesicht und der Daumen nach oben. Ich spule Meter um Meter ab, es läuft und Kilometer 10 begrüßt wieder mit einem heftigen Anstieg die Läufer, also walken. Kilometer 13 lässt mit seinen Höhenmetern nochmal einen nach Luft schnappen und mein Kopf sagt mir, wo es hoch geht muss es doch auch wieder runter gehen. Leider nur in kleinen Wellen, aber egal. Inzwischen brennt die Sonne mit ganzer Macht von oben, das ist dann nicht mehr meine Wohlfühllauftemperatur bei 25 °C und es ist erst 9 Uhr. Also genieße ich mit Walking-Pausen viel mehr die Stimmung an der Strecke, die Natur, hab Zeit für Fotos und auch kleine Videos, als Erinnerung an die 21 Kilometer. Ich gebe soviel wie ich kann und da ich nicht die Fleißigste im Training bin, kann auch keine schnellere Zeit rauskommen. Meine Freude ist groß, da ich kurz vor dem Ziel von unseren Ultraläufer aus der Laufgruppe entdeckt und angefeuert werde, das setzt sogar noch ein paar Körner für den Zieleinlauf frei.
Bei Simone gibt es keine Pausen. Wenn sie am Start ist, rennt sie los. Sie hat noch den Flow von ihrem ersten Marathon im Oktober 2022 in Dresden und trainiert auch richtig gut in der Heimat. Sie bleibt kaum stehen bzw. durchlaufen ist ihre Devise. Sie freut sich über den gelungenen Halbmarathon, denn von uns dreien ist sie die Schnellste und das einen Tag vor ihrem 60. Geburtstag. Was für eine Energieleistung.
Frank startet gut in den Lauf, bereut es aber beim zweiten heftigen Anstieg zu viele Körner auf der Strecke bei Kilometer 3 gelassen zu haben. Jetzt heißt es haushalten mit den Kräften, auf den Körper hören und sich daher auch Zeit für Fotos nehmen. Wie gesagt, die läuferischen Vorbereitungen waren unterirdisch, aber die Reise war gebucht. Bei Kilometer 18 wird er nochmal aus seinem Lauftrott herausgerissen. Hier steht ein hörbarer Fanclub an der Strecke. Verursacher war ein Student auf seiner Höhe mit ähnlichem Tempo. Da lässt man sich nicht lumpen und läuft auch den letzten Anstieg ins Ziel komplett durch.
Das Auslaufen findet später im Botanischen Garten statt und der Lauftag klingt bei einem wunderbaren „Afrikanischen Abend“ aus.
Am nächsten Tag geht die Fahrt zu einem Weingut und Simone bekommt somit eine perfekte Feier zum 60. Geburtstag mit Wein und Häppchen und am Abend den Strand an der Camps Bay mit Sonnenuntergang, beneidenswert.
An unseren letzten zwei Tagen in Kapstadt fahren wir einmal mit dem Jeep durch ein Tierreservat, die "Kleine Karoo" und am anderen Tag radeln wir mit dem E-Bike durch den West-Coast-Nationalpark, um die BigFive von Afrika in echt zu erleben. Wir bekommen Zebras, Giraffen, Nilpferde, Nashörner, Kaffernbüffel, Elefanten, Löwen, Strauße, Antilopen, Flamingos, Ibise, Springböcke, Gnus und noch viel mehr vor die Kamera. Diese Safari-Ausflüge waren der gelungene Abschluss unserer gemeinsamen Reise und wir können jedem den Lauf und die Metropole Kapstadt empfehlen.
Text/Bild: Astrid Seifert