23.04.2023 - 40. Vienna City Marathon - 39.871 Läuferinnen und Läufer feiern das Jubiläum - 3 Halensianer und Freunde erobern sich die Hauptstadt Österreichs mit guten Leistungen
Schon seit einigen Jahren war bei mir der Wunsch vorhanden, einmal in der 1,9-Millionen Hauptstadt unseres Nachbarlandes zu laufen. 2023 war es endlich so weit. Hier ist 2019 Eliud Kipchoge als erster Mensch der Welt auf der Prater Hauptallee seinen Fabelweltrekord im Marathon über die 42,195 km (unter Laborbedingungen) in 1:59:40.2 Stunden gelaufen. In Wien ist aber nicht nur der Sport zu Hause, sondern auch eine großartige Geschichte, Architektur und Kultur (alles Walzer oder was) und nicht zuletzt herzerfrischende Menschen. Geprägt haben die Stadt an der Donau, Bewohner wie Mozart, Beethoven und S. Freud oder G. Klimt. Kaiserliche Paläste einmaligen Ausmaßes zeugen heute noch von der Macht der K+K Monarchie der Habsburger. Nicht vergessen möchte ich die komfortablen einmaligen Bedingungen für Studentinnen und Studenten. Kein Wunder das die Stadt neben den vielen Touristen ein sehr junges Gesicht hat. So reifte gemeinsam mit meiner Frau Iris der Wunsch, der lebenswertesten Stadt der Welt, einen Besuch abzustatten. Davon waren auch meine Laufpartner Andreas Plier und Jörg Busse begeistert. Ebenso Ralf Biese, mein Freund von der schönen Insel Rügen, der gleichzeitig seinen langjährigen ehemaligen Wiener Arbeitskollegen Bernhard Horn einen Besuch abstatten wollte. Das Bernhard uns gleichzeitig als Stadtführer und unvergesslicher Streckenmotivator zur Verfügung stand war ein großer Glücksfall für unsere kleine Truppe, wie sich später noch herausstellen sollte.
Donnerstag, den 20.04.2023 in aller Frühe ging es los, über Dresden, Prag und Brünn in das Wiener Studentenviertel der Wirtschaftsuniversität, das wir nach rund 6 Stunden Fahrt erreichten. Hier war unser Hotel, direkt an der U-Bahn-Station am Prater gelegen.
Nach am selben Tag besuchten wir diesen einmaligen Vergnügungspark mit hochmodernen und nostalgischen Fahrgeschäften, darunter dem berühmten Riesenrad von 1897. Eine Fahrt mit einem einmaligen Blick über die Donaumetropole war natürlich Pflicht, genauso wie das verzehren des etwas zu groß geratenen Wiener Schnitzels.
Am Freitag holten wir unsere Startunterlagen ab und trafen uns mit Bernhard, der uns in seinem Kleinbus einlud und mit einem bemerkenswerten Fahrstil, für uns etwas ungewohnt, aber sehr sicher zum Schloss Schönbrunn brachte. Nebenbei gab es gleich eine kleine Stadtrundfahrt zu den Highlights der ehemaligen Kaiserstadt. Hier lebten die Habsburger mit ihrer Kaiserin Theresia, Kaiser Franz Joseph und die Kaiserin Elisabeth, besser auch als Sissi bekannt. Da das Schloss völlig überfüllt war begnügten wir uns bei kaiserlichem Wetter um die 20 Grad mit dem Schlosspark, der 1996 gemeinsam mit dem Schloss zum UNESCO-Welterbe wurde.
Der Sonnabend sollte als „Tag der Ruhe“ vor dem Start gelten, was faktisch wieder nicht so richtig gelang. Das war natürlich voraussehbar, angesichts einer schier unendlichen Fülle an Sehenswürdigkeiten, den berühmten Wiener Kaffeehäusern und den „Konsumtempeln“ in der Innenstadt. Besonders beeindruckt hat mich der Stephansdom - das Wahrzeichen Wiens - mit 136 Meter Höhe die höchste Kirche Österreichs. Der Steffl wie er kurz von der Wiener genannt wird, ist gleichzeitig so etwas wie das österreichische Nationalheiligtum, was bei der Fülle und Einmaligkeit der Jahrhunderte alten Schätze im Dom gut nachvollziehbar ist. Der heilige Stephanus als erster christlicher Märtyrer spielt ja bei den Katholiken eine besondere Rolle. Abends ging es nochmals in die Stadt, wo Jörg mit seiner in Wien studierenden Tochter in der berühmten barocken Karlskirche die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi für uns organisiert hatte. Nach all der Hektik des Tages, eine gute Möglichkeit eine Meditationszeit für Leib, Geist und Seele einzulegen.
Sonntag war Renntag.
Rund 9.000 Marathonläufer/innen und 14.000 Halbmarathonläufer/innen bevölkerten kurz vor dem Start die Strecke auf der Reichsbrücke. Gestartet wurde in Blöcken, was auch prima gelang. Gemeinsam gingen wir 3 Halbmarathonis (Jörg, Andreas und Lothar) mit den Marathonis auf die Strecke bis sich bei Kilometer 20,3 unsere Wege trennten.
Der Wettergott meinte es gut mit uns. Sonne satt bereits zur Startzeit und mit rund 15 Grad angenehmes Laufwetter am Start. Später zeigte der Wiener Wettergott was er kann und verwöhnte uns mit über 20 Grad. Da waren wir 3 laufbegeisterte Halensianer Gott-sei-Dank bereits im Ziel.
Der Druck war natürlich auch bei diesen Rennen für uns hoch, zumal Iris, Ralf und unser Wiener Freund Bernhard sich die Mühe machten uns mehrmals an der Strecke mit unnachahmlichen Motivationsschüben anzufeuern.Bernhard als Wiener Original und Allrounder hörten wir schon viele Meter vor dem Vorbeilaufen mit Anfeuerungsrufen, die seinesgleichen auf der Marathonstrecke nicht nochmals zu finden waren.
Ein ganz großes Dankeschön für die tolle Unterstützung ihr Drei.
Ein Herzstück der Strecke war die legendäre Prater Hauptallee, die 2022 als „World Athletics Heritage“ ausgezeichnet wurde.
Andreas hatte sich einiges vorgenommen und wollte unbedingt unter 1:35:00 h bleiben, was mit 1:34:56h und Platz 24 in der AK 55 bei rund 600 Halbmarathonis in seiner Altersklasse auch gelang. Bei einer clevereren Renneinteilung wäre noch mehr drin gewesen. Aber die Saison hat ja gerade erst für ihn begonnen.
Glückwunsch Andreas.
Jörg ebenfalls in der AK 55 startend konnte nach einigen Trainingsausfall noch die 1: 40 :00 h Marke knacken und mit 1:39:14h einen 42 Platz in der Altersklasse belegen. Am Ende wurde die Beine schwer, aber da war das Ziel am berühmten Wiener Rathaus schon erreicht.
Glückwunsch Jörg.
Lothar wollte es nach den Europameisterschaften im Marathon im Januar und den Weltmeisterschaften im März diesen Jahres eigentlich etwas gemütlicher angehen lassen, was natürlich wiederum nicht gelang. Wie sagte kürzlich sein Laufpartner Andreas so treffend: Wenn die Startnummer angeheftet ist, gelten andere Regeln.“ Am Ende war ich mit einer Zeit von 1:42:41h und den 2. Platz in der AK 70 sehr zufrieden, zumal es eine Steigerung gegenüber dem Halbmarathon bei der Weltmeisterschaft von Torun/Polen von knapp 2 Minuten war. Das war dem Umstand geschuldet, dass ich nunmehr im dritten Rennen hintereinander die letzten Kilometer noch steigern konnte.
Im Ziel genossen wir die wunderbare Atmosphäre dieser super organisierten Großveranstaltung. Nach einer kurzen Regeneration und dem obligatorischen Kaffee & Kuchen trafen wir uns abends im berühmten Wiener Steakrestaurant beef&glory (Steakerei). Ihr Motto: Wenn Leidenschaft der Tradition entspricht, kann man das schmecken. Einhellige Meinung unter uns, ein besseres Steak in einem einmaligen Ambiente haben wir noch nicht gegessen. Ein herzliches Dankeschön Jörg an Deine Tochter und an Dich für das Engagement.
Was bleibt: Neben vielen starken Eindrücken, die Erkenntnis, dass diese Weltstadt nicht nur einen Besuch verdient hat.
Text/Bild: Lothar Rochau