26.03. – 01.04.2023 - 9. Weltmeisterschaft der Masterklassen 2023 in Torun (Thorn) / Polen - Medaillenträume gehen für Lothar Rochau in Erfüllung – Vizeweltmeistertitel im Team Halbmarathon
Vom 26. März bis zum 01. April 2023 fanden in der alten polnischen Stadt und Geburtsstadt des großen Astronomen und Naturwissenschaftlers Nikolaus Kopernikus (1473-1543) in der „Königin der Weichsel“ Torun, die 9.Weltmeisterschaften in der Halle statt. Eingebunden waren 3 Wettbewerbe im Freien für die Seniorenklassen im Crosslauf,10 km Straßenlauf und Halbmarathon.
Torun ist eine wunderschöne mittelalterliche Kaufmanns -und Patrizierstadt, die bereits 1233 Stadtrecht erhielt und immer einen außergewöhnlichen Handel zu Wasser (Weichsel) und zu Lande betrieb. Bereits im 14. Jahrhundert erreichte der Thorner Handel eine große Intensität und schaffte so die Grundlage für die unübersehbar prächtige gotische Stadtarchitektur und den Reichtum der Stadt.
Rund 230.000 Menschen leben in der sehenswerten Hansestadt, die durch ihre vielen Studentinnen und Studenten einen sehr dynamischen Eindruck macht und auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO steht. Rund 550 km von Halle an der Saale entfernt ist Torun unbedingt eine verlängerte Wochenendreise wert. Außerdem sind fast genau in einem Jahr die Europameisterschaften der Masterklassen.
Mit dem überfahren der Grenze nach Polen waren Iris Rochau und Ralf Biese - mein Freund von der Insel Rügen - begeistert von unserem Nachbarland. Super ausgebaute und gepflegte Straßen mit tollen Brücken, sehr gastfreundliche Menschen, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, tolle Infrastruktur und jederzeit Internetzugang waren sichtbare Zeichen einer starken Entwicklung seit 1989.
Besonders ist uns der Nationalstolz der Polen mit ihrer polnischen Mannschaft und die Sauberkeit, mit den nur ganz wenigen Graffitischmierereien aufgefallen. Sehr gepflegte Parkanlagen waren überall sichtbar und verstärkten unser positives Bild.
Ich denke ohne Übertreibung kann man sagen, wir sollten öfters mal zu unseren östlichen Nachbarn schauen und lernen.
Unsere Unterkunft war eine alte Villa, wo sich 1879 Zar Nikolaus der II. und Kaiser Wilhelm der I.zu Friedensverhandlungen trafen. Hier waren wir gut aufgehoben und hatten den nötigen Abstand zu dem Trubel in der beeindruckenden Leichtathletikhalle in Torun mit den rund 4500 Sportlerinnen und Sportler dieser Weltmeisterschaft. Außerdem wohnten hier auch einige Sportfreunde vom USV Halle in diesem geschichtsträchtigen Herrenhaus.
Am Montag, den 27.März 2023 wurde es ernst mit dem ersten meiner 3 Bewerbe den 6 km - Crosslauf.
Da es hier auch um die Nationalmannschaftswertung ging, war der Druck von Anfang an sehr hoch. Mein langjähriger starker Konkurrent Günter Bartl aus Bernburg undMichele Pugliese, ein starker Altersklassenläufer aus Dortmund bildeten gemeinsam mit mir das deutsche Team in der M70 im Crosslauf und dem Halbmarathon. Auf einer echten Cross-Strecke mit einem kräftezehrenden Profil wurde auf einer 2 km-Runde von Anfang an um jeden cm gekämpft. Mit 8 Nationalmannschaften und 42 Läufern in der M70 hingen die Lorbeeren sehr hoch.
Mit einer kämpferischen Leistung unseres Teams (Km-Schnitt knapp unter 5 min. = 1:29,49h) konnten wir hinter den starken Italienern und den USA zur ersten WM-Medaille auflaufen. Unsere Freude war riesengroß, zumal wir mit dieser Medaille nicht im Geringsten gerechnet hatten.
Am Mittwoch, den 27. März 2023 um 10Uhr startete ich erneut bei kalten Temperaturen von 2 Grad, diesmal im 10km Straßenlauf. Hier gab es keine Teamwertung und ich war der einzige Deutsche in meiner AK. Mein Ziel war nach dem Crosslauf eine Top-Ten-Platzierung.
Am Ende kam ein 9. Platz in der für mich respektablen Zeit von 46:33min heraus. Es war trotz des kühlen Wetters eine tolle Atmosphäre, bei der „meine beiden Coachs“ Iris und Ralf einen enormen Anteil hatten. Überhaupt wäre ich von der Logistik aufgeschmissen, wenn ich nicht eine so gute Betreuung gehabt hätte
Ein großes Dankeschön an meine Frau Iris und Ralf.
Jetzt hatten wir zwei Ruhetage bis zum Höhepunkt dem Halbmarathonlauf. Die nutzten wir zur Erkundung der wunderschönen Altstadt von Torun mit seinen vielen kulturellen und kulinarischen Höhepunkten und Leckereien. Außerdem schauten wir uns einige spannende Wettkämpfe in der beeindruckenden Halle mit seiner sechsbahnigen blauen Laufbahn an. Besonders spannend wurde es für uns, wenn Annett Fischer, unsere Seniorenwartin von Landesverband Sachsen-Anhalt über 800m antrat. Mit einer beeindruckenden kämpferischen Leistung schaffte sie den Sprung in das Finale der W45. Ein Tag später trat sie zum Endkampf über 800 m an und errang einen ganz starken 5. Rang bei einer Weltmeisterschaft mit einer taktischen Meisterleistung.
Herzlichen Glückwunsch Annett.
Am letzten Wettkampftag wurde der Halbmarathonlauf aller Altersklassen um 11:00Uhr gestartet. Sorgenvoll hatten wir das Wetter beobachtet, was noch eine Stunde vor dem Start nichts Gutes verhieß, zumal ein kalter Wind blies. Pünktlich zum Start aber verzog sich der Regen und die Hatz auf die Medaillen konnte beginnen. Die ersten 10km waren bei Gegenwind nicht einfach zu laufen, zumal ich nun doch die zwei vorangegangenen Disziplinen in den Beinen spürte. Doch nach einer Kehre bei rund 10,5km lief es super bei mir und die zweite Hälfte war schneller als die erste. Mit 4:39min auf den letzten km konnte ich mit einer Zeit von 1:44:04h nur wenige Sekunden hinter unserem 2. Mann im Team bleiben. So blieben alle 3 Deutschen in der M70 unter 1:45 was in 5.09:20h (7./10/11. Platz) die Silbermedaille bedeutete in der Teamwertung und somit den Vizeweltmeistertitel. Es war eine sehr gute Mannschaftsleitung, welche nur noch von dem spanischen Team getoppt wurde.
Vielen Dank an meine Mannschaftskameraden Günter Bartl und Michele Pugliese.
Abends wurde in unserem Quartier gefeiert und die Erkenntnis ausgetauscht, dass eine Weltmeisterschaft eben ganz eigene Gesetze hat. Zum Schluss möchte ich nicht versäumen, die außerordentlich herzliche Atmosphäre unserer polnischen Gastgeber zu würdigen und mich für alle Hallenserinnen und Hallenser zu bedanken. Ich habe noch kein Sportevent dieser Größenordnung erlebt, dass logistisch und organisatorisch so reibungslos ablief.
Ganz herzlichen Dank – wir kommen wieder!
Text/Bild: Lothar Rochau