24.07.2012 - Pulmaraton Memorial - 57 195 Meter auf den Spuren Emil Zatopeks
Olympische Spiele in London 2012 - eine willkommene Gelegenheit, sich an besondere Lauf-Momente der olympischen Geschichte zu erinnern. Beim diesjährigem Austragungsort kommt man gar nicht umhin, die ersten olympischen Erfolge eines Ausnahmeläufers zur Olympiade 1948 an ebenjenem Ort zu erwähnen, denen er 4 Jahre später noch größere Taten folgen ließ.
In der vergangenen Woche jährte sich nun zum 60. Male die denkwürdige Siegesserie eines der größten Langstreckenläufers aller Zeiten bei den Olympischen Sommerspielen in Helsinki. Emil Zatopek - die Lokomotive aus Prag - gewann im Juli 1952 innerhalb einer Woche Gold über 5000 m, 10000 m und schließlich noch im ersten Marathon seines Lebens. Zur Erinnerung an diese grandiose Reihe findet in seinem Heimatland seit 2008 die Memorial - Laufserie „Zatopeks Goldene Woche“ statt, in diesem Jahr wegen des runden Jubiläums erstmals in Prag. Organisiert wird das Event vom SK Marathon Plzen – der Vater des Ganzen ist Vlastimil Sroubek.
Nachdem ich in den vergangenen beiden Jahren nur an Einzelwettbewerben teilnehmen konnte, gelang es mir diesmal, die gesamte Serie zu absolvieren, wobei ich mehrfach zwischen Halle und Prag pendelte. Nach dem „120 km-Ritt“ auf den Himmelwegen hatte ich Lust auf etwas läuferische Abwechslung und so kam mir diese Herausforderung gerade recht. Freilich lief die Vorbereitung alles andere als optimal. War die 1-wöchige Laufpause wegen Schienbeinbeschwerden nach dem Ultra möglicherweise eher regenerationsfördernd, erwiesen sich weitere Zwangspausen in der Folgezeit (immer wieder Fußprobleme, zusätzlich eine starke Erkältung) dann doch als hemmend. Weder war ein richtiges Tempotraining möglich, noch konnte ich auch nur ansatzweise die marathonspezifischen langen Einheiten absolvieren. Leichtes Erhaltungstraining mit gelegentlichem Fahrtspiel zur Umstellung vom „Ultaschleppschritt“ auf „Normalmotorik“ und wenige Tempodauerläufe (Weinbergwiesenlauf, Staffel in Jena) zur Reaktivierung anaerober Fähigkeiten mussten daher zur Vorbereitung ausreichen.
Freitag, 20.7., Stadion Prag-Stromovka, 18.30 Uhr, 10 000m. Nach abenteuerlicher Anfahrt mit Autopanne und Anruf beim Hauptorganisator, konnte ich mich dann im langsamen B-Lauf mit 95 Läufern auf der Bahn abmühen. Mit dem Tempogefühl sah es nach dem Ultra noch ziemlich mies aus, dazu kam das ständige Ausweichen und Überrunden. Trotzdem gelang es mir, meinen Lauf in mäßiger Zeit – hier hätte ich mir 1 Minute weniger gewünscht – zu gewinnen. Im besseren A-Lauf (37 Wettkämpfer) waren 15 Teilnehmer schneller gelaufen.
Dienstag, 24.7., Stadion Prag-Stromovka, 18.20 Uhr, 5000 m. Der Ansturm auf die 5000 m ist mit 180 Teilnehmern so groß, dass man 4 Zeitläufe durchführen muss. Ich lande im 2. Lauf, der immerhin noch bei ziemlicher Hitze stattfindet und wieder heißt es, sich im Überrunden zu üben. Am Ende wird es Rang 3 in mäßiger, aber der gegenwärtigen Form entsprechenden Zeit – insgesamt kommt in dem gut besetzten Feld nur Rang 35 heraus. In die Veranstaltung integriert sind, wie schon am vergangenen Freitag, Kinder- und Jugendläufe über kleinere Distanzen.
Freitag, 27.7., Stromovka-Park, 18.30 Uhr, Marathonlauf. Der Sommer ist da an der Moldau und mit ihm tropische Hitze ! So nutze ich die vom Organisator eingeräumte Möglichkeit, im B-Lauf 2 Stunden nach dem Hauptlauf zusammen mit den Halbmarathonläufern zu starten, wobei ich in 4h durchkommen muss. Trotz leichter Schienbeinschmerzen will ich es versuchen – am besten fühlen sich die Barfußschuhe an und so geht es in ihnen auf die flache, asphaltierte 5,275 km –Runde, welche 8x zu durchlaufen ist. Zum Glück überziehe ich am Anfang nur wenig, zum Ende hin wird es dann in der Abenddämmerung angenehm kühl. Die Strecke auf asphaltierten Wegen inmitten der weitläufigen Parklandschaft an der Moldau ist hat einige Bezüge zur Lauflegende Zatopek. Nicht allzu weit von hier, im Stadtteil Troja, hat er gelebt. Nach seiner politischen Teilrehabilitation arbeitete er im Sportarchiv im Strahov, von wo er bisweilen mit Aktenumhängetasche eben über diese Wege im Stromovka –Park nach Hause trabte.
Zurück zum Rennen: Einige Zeit bewege ich mich auf 3:02 h-Kurs, doch dann muss ich den Umständen und der mangelnden Vorbereitung Tribut zollen – am Ende wird es eine Zeit um 3:10 h. Das reicht hier und heute zu Gesamtplatz 6 (von 137 Teilnehmern) und in der Gesamtwertung der Serie noch zu Rang 4 unter 35 Finishern, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass nur wenige ambitionierte Läufer an allen 3 Wettbewerben teilnehmen. Spitzenläufer begnügen sich zudem mit der Teilnahme an einem der beiden Bahnläufe. Spät am Abend dann der stimmungsvolle Ausklang mit einem Überraschungsgast zur Siegerehrung. Der finnische Ausnahmeläufer der 70-er Jahre, Lasse Viren, war eigens zur Veranstaltung nach Prag gekommen. Eine Generation nach Zatopek war er mit 4 olympischen Goldmedaillen auf den Langstrecken (5000, 10000 m) noch am ehesten in die Nähe der Prager Lokomotive gekommen. Leider konnte Emils Frau, Dana, Olympiasiegerin im Speerwurf 1952, wegen einer frisch überstandenen Operation nicht mit von der Partie sein. Integriert in den Hauptwettkampf war noch eine Marathonstaffel, ein Halbmarathon und ein 10 km-Straßenlauf – wahrhaft ein Mammutprogramm und organisatorische Herausforderung erster Güte!
Ein paar anstrengende, aber schöne Lauftage fanden damit ihren Abschluss. Die Veranstaltung ist trotz einiger kleiner, aber vernachlässigbarer Mängel, sehr zu empfehlen, auch wenn es logistisch sicher schwierig ist, sich eine ganze Woche freizuhalten. Von Läufern für Läufer gemacht ! Zu danken ist dies dem unermüdlichen Einsatz von Vlastimil Sroubek und seine Helfern vom SK Maraton Plzen.
Ergebnisse:
Emil Zatopek
Emil Zatopek
Emil Zatopek
Text/Bild: Andreas Neubert