14.10.2017 - 10. Rügenbrückenlauf - Jubiläum als Familienunternehmen
Als ich im April mal wieder zu Besuch bei meiner Familie in meinem geliebten Stralsund war, unternahm ich unter anderem an einem sonnigen Nachmittag einen Trainingslauf mit meiner Tante. Dabei rückte natürlich auch irgendwann einmal die imposante Rügenbrücke in mein Blickfeld und ich erinnerte mich an meine bereits hier absolvierten 2 Halbmarathons. Prompt kamen meine Laufpartnerin und ich natürlich darüber ins Gespräch, denn meine Tante hatte trotz intensivem Lauftraining noch nie an einem Wettkampf teilgenommen und wollte nun wissen, wie das alles so ist. Im Ergebnis verabredeten wir uns fest für den 14.10.2017 – an diesem Tag würde zum bereits 10. Mal der Rückenbrückenlauf stattfinden. Dieser Lauf mit einem Marathon, Halbmarathon, einer 6 – und 12km Strecke sowohl für Läufer/innen als auch für Walker/innen hatte in den vergangenen Jahren immer mehr Zulauf gefunden – immer mehr möchten einmal über die an diesem Tag für den Autoverkehr vollkommen gesperrte Rügenbrücke laufen oder walken.
Gesagt getan – ein paar Tage später hatten wir unsere Anmeldebestätigung für die 12km im Mailpostfach. Im Laufe des Jahres meldeten sich dann auch noch meine Eltern für die 6km an und eine Woche vor dem Wettkampf sogar mein Mann Uli – er hat in diesem Jahr mit dem Laufen begonnen und wollte erstmals Wettkampfluft schnuppern. Der Jubiläumslauf auf und um Rügen wurde nun also zum Familienunternehmen.
Eine Woche vor dem Lauf verbrachten wir alle gemeinsam eine erholsame Urlaubswoche in Zingst auf dem Darß und hatten somit eine entspannte und kurze Anreise. Treffpunkt war bei meiner Oma. Alle waren ganz aufgeregt und ich musste mehrmals schmunzeln, welche Fragen einen so beschäftigen, wenn man das erste Mal an einem Wettkampf teilnimmt. Ganz der Profi konnte ich natürlich alle beantworten. ;o)
10:30 Uhr machten meine Tante und ich uns auf den Weg – eine Stunde später würden wir auf dem Hafengelände vor dem Ozeaneum starten. Also genug Zeit zum Einlaufen, Lauf – ABC, WC, Sachen abgeben….na Ihr wisst schon. Natürlich war auch ich wie immer total aufgeregt. Im Laufe des Jahres hatte sich ergeben, dass dies nun heute meine Generalprobe für den Saisonabschluss in Dresden eine Woche später sein sollte. Der Citylauf in Dessau und auch der Geiseltalseelauf waren hervorragend gelaufen – ich strebte somit mutig einen 5:00 min/km Schnitt an – in 1 Stunde wollte ich also zurück sein. Bei bestem Laufwetter fiel pünktlich der Startschuss. Nur wenige Augenblicke später überquerte ich die Zeitmatten und los gings. Schnell schlängelte ich mich durch den Startpulk und versuchte – so gut wie es eben auf dem ersten Kopfsteinpflasterabschnitt ging – Tempo aufzunehmen. Ich kam gut ins Rennen und schnell war ich vom Hafengelände runter und auf direktem Wege zur Rügenbrücke. Für mich galt es heute diese zweimal zu überqueren. Die Steigung von dieser Seite aus kannte ich ja schon – beim Halbmarathon ist sie gleich am Anfang zu überwinden. Und schon ging es rauf auf die Rampe und plötzlich und unerwartet war er da – Wind! Und davon nicht zu wenig! Es hieß Ruhe bewahren – erst einmal pustete es nur von hinten. Mit konstantem Tempo bewältigte ich den ersten Anstieg und konnte es dann erst einmal 2km rollen lassen. Inzwischen kamen uns schon die schnellsten Läufer und Läuferinnen wieder entgegen – sie hatten den Wendepunkt bereits passiert und kämpften sich von der Rügenseite die Brücke wieder hinauf. Kurze Zeit später hatte auch ich den Wendepunkt erreicht – der Blick auf die Uhr verriet mir einen Schnitt von 5:04 min/km – ich war zufrieden. Meine Stimmung kippte jedoch sofort, als ich mich quasi auf den Rückweg machte. Jetzt kam der Wind direkt von vorn und jetzt spürte ich auch deutlich die erhebliche Windstärke. Von nun an galt es Zähne zusammen beißen – einen kräftigen Schluck an der Getränkestation nehmen - noch einmal den Anstieg bewältigen und dann würde es nur noch bergab gehen. Bis zur Spitze der Brücke wurde es dann auch wirklich hart. Ich registrierte nicht einmal meine Tante auf der Gegenseite, die nur wenige Minuten hinter mir lief. Hier oben konnte man schon gar nicht mehr von Wind sprechen – es herrschte Sturm. Hier oben kämpften alle und stemmten sich gegen die starken Böen. Tja was will man auch anderes erwarten an der Küste!? Mit einem lauten Fluchen schaffte ich schließlich die letzten Meter und ging ab jetzt volles Risiko. Ich hatte viel Zeit bei diesem Anstieg verloren – jetzt musste ich ordentlich Gas geben. Die Muskeln meckerten und schmerzten – aber ich ließ nicht locker und sauste Stralsund entgegen. Meine Hoffnung, dass der Wind unten wieder etwas weniger zu spüren sein würde, bestätigte sich leider nicht. Nachdem ich die Brücke passiert hatte, holte ich zwar kein weiteres Sekündchen mehr raus – freute mich jedoch riesig, als ich bei 1:02:24 h die Ziellinie überquerte. Belohnt wurde diese Zeit mit Platz 17 bei den Frauen! Nur wenige Augenblicke später kam auch schon meine Tante – sie hatte ihren ersten Wettkampf in 1:04:56 h hervorragend gemeistert.
Ausgestattet mit warmen Tee und glücklich und zufrieden konnten wir sogar noch meine Eltern und Uli verabschieden – die Busse für die ca. 1000 6km – Läufer/innen standen zur Abfahrt bereit. Das war mal wieder ziemlich imposant, als die ca. 20 Busse in Polizeibegleitung die Rückenbrücke überquerten und die Läufer/innen nach Altefähr zur Startlinie des 6km – Laufes brachten. Pünktlich 13 Uhr setzte sich dann das große Läuferfeld in Bewegung und mit lautem Beifall und Anfeuerungsrufen wurde jeder einzelne von den zahlreichen Zuschauern im Zielbereich begrüßt.
Für meine Familie und mich war es jedenfalls ein tolles gemeinsames Lauferlebnis, was wir beim gemeinsamen Kaffeetrinken bei Oma natürlich noch einmal ausführlich auswerteten. Selbst Uli – bisheriger Nichtläufer – war total begeistert und will auf jeden Fall weiterlaufen. 10km sind sein nächstes Ziel. Und meine Tante scheint nun vollends vom Laufvirus infiziert zu sein – sie sprach schon ganz mutig vom Halbmarathon – tja von mir aus!
Text/Foto: Sabine Eckel