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20.05.2017- 45. Rennsteiglauf –100 und 16000

Nach den bisherigen Auflagen dieser sehr traditionsreichen Veranstaltung scheint man schon vieles gehört, gelesen, erlebt zu haben. Und trotzdem übt der Rennsteiglauf eine derartige Faszination aus, dass in vielen LAV-Kalendern für ,,Mitte Mai“ ein Termin als gesetzt gilt. 21 Teilnehmer unseres Vereins werden in den Ergebnislisten zu finden sein, und die verbringen, wie erwartet, ein prima Wochenende.

Nach geglückter Quartiersuche, die erfahrungsgemäß sehr zeitig beginnen sollte, treffen wir uns am Vortag in kleineren Gruppen in denselbigen zum zünftigen Kuchenbüffett, und um die Logistik für den folgenden Tag zu besprechen. Bei der Startnummernabholung in Oberhof überrascht uns ein heftiges Gewitter, in Sturzbächen fließt das Wasser auf den Straßen. Wir sind froh, nicht die Zeltvariante gewählt zu haben und hoffen für die Camper auf einen glimpflichen Ausgang. Hoffentlich ist es nicht morgen so, dann wird’s zur Schlammschlacht. Aber was heute fällt, kann ja morgen nicht noch mal von oben kommen. Schon ist Abend, die Wettkampfkleidung liegt gerichtet neben dem Bett. Zeitig klingelt der Wecker nach einer wie üblich unruhig durchschlafenen Nacht, schließlich müssen wir noch ein Stück fahren. Erwartungsgemäß erweist sich Oberhof um 06:45 Uhr als Nadelöhr, aber 6500 wollen auch erst einmal rangekarrt werden. Da ist es mit dem späteren Start in Neuhaus wahrscheinlich einfacher, und die Supermarathonis? Die sind Frühaufsteher und schon lange im Wald. Jetzt nur nicht in Nervosität verfallen. Und jährlich grüßt das Murmeltier: dichtes Gedränge auf der schmal wirkenden Straße, lange Schlangen vor den Dixies, dann schon das inzwischen auch für uns Hallenser un-verschämte Schunkeln zur Herbert-Roth-Gedächtnismelodie. Über uns der knatternde Helikopter mit einem Stunt-Kameramann. Nach den letzten Klängen der Thüringer Marseillaise geht es endlich los. Rennsteig, wir kommen! Das Wetter scheint zu halten. Während früh noch dichte Nebelschwaden durch den Wald ziehen und die (Plänckners) Aussicht gegen Null tendiert, wird es mittags klarer und wärmer. Die Stecke ist uns bekannt, wird dadurch aber nicht leichter zu laufen.

Mit zunehmender Länge wird es anstrengender, die berüchtigten Anstiege und der teilweise verwurzelte oder schottrige Untergrund tun ihr übriges. Dafür gibt es aber auch in diesem Jahr jede Menge Einheimische und Wanderer, die uns Vorbeilaufende anfeuern. Schon von weitem ist der Zielort Schmiedefeld hörbar. Der Zieleinlauf verspricht auch nach mehrjähriger Wiederholung eine Extraportion Emotion unabhängig von Strecke und Zeit. Mehrfach bewährt mutiert ein sonst grüner Hang durch gut organisierten Transport und zahlreiche Helfer zur wohlsortierten Postsackwiese, einem Markenzeichen des Laufes.

Erschöpft und stolz mit einer schön gestalteten Medaille geht es zur Dusche, und dann heißt es Warten- warten auf die anderen von den längeren Strecken. So bleibt noch Zeit zum Zuschauen und Anfeuern, am besten am Marathonschlussanstieg, denn der nötigt schon Respekt ab. Dann kommt auch unser erwarteter Jubilar Lutz ins Ziel.

Einst auf eben diesem Kurs seinen ersten Marathon absolvierend, gelingt ihm nach Läufen unter anderem in Singapur, Venedig, Hawaii, Dubai, London, Helgoland, Südafrika, Medoc, Puerto Rico, Maranello und Moskau (eigentlich war er schon fast überall) heute nun sein 100. Das ist für uns Grund, mit ihm zu feiern. Und das tun wir dann gemeinsam bei Sekt und Kuchen auf der bunt getupften Wiese. Wir fachsimpeln noch ein Weilchen über unterwegs erlebtes und genießen die nun wärmenden Sonnenstrahlen. Der Abend gehört dann je nach Vorliebe der Geselligkeit im Festzelt oder etwas ruhiger einem gemeinsamen Plausch mit den Thüringer Vermietern. Am nächsten Tag sind wir auf der Heimreise gedanklich immer noch beim Erlebten, das vor dem Vergessen im/aus dem Wald gerettete Schild mit dem umpfeilten ,,R“ wird so manches Auto in 368 Tagen wieder schmücken. Eine umfangreiche Datenbank sowie Laufberichte anderer, die genauso Lust auf Wiederholung versprechen, findet man über die Veranstalterwebseite.

Text/Bild: Thoralf Scholz