12./13.09.2015 - 12. 24 Stundenlauf von Bernau - An Tagen wie diesen…
Was für ein Wochenende! Die 24h von Bernau sind vorüber, und sie werden uns wieder lange in Erinnerung bleiben. Die Organisatoren haben eine perfekte Veranstaltung hingelegt, von der Anmeldung über den musikalischen Rahmen, die Helfer in der Rundenerfassung bis zum 24 Gänge-äh Stundenmenü. Der LAV und Bitterfelder Freunde schickte zwei Mann/Frauschaften an den Start.
Beide Teams mit unterschiedlichen Ambitionen, von denen nachfolgend je ein Vertreter seine Emotionen wiedergibt:
Die Schleichende Hallunkin
Samstag, 14.00 Uhr:
"Stellt doch mal ´ne reine Frauenstaffel auf die Beine, meinte "Frauenbeauftragter" F. B. im letzten Jahr in Bernau. Ja, warum nicht? Nach etlichen LAV-Männer und Mixstaffeln in den letzten Jahren könnten wir wirklich mal mit zehn Frauen an den Start gehen. Alle sechs vom Vorjahr wollten wieder dabei sein und vier neue ließen sich schnell davon begeistern. So stand unsere Truppe schon fest, als die Männer noch um Mitstreiter werben mussten. Nun steht Sabine am Start und es kann losgehen...
Samstag, 18:30 Uhr:
Die ersten Runden sind gelaufen. Von nun an geht alles im 80-Minuten-Rhythmus: Rundenkarte abgeben, zum Start gehen, Wechsel und ab geht´s. Zuerst an der Mauer entlang, dann durch den Park, sechs Stufen den Hügel hinauf und dann wieder bergab am Camp vorbei, wo die anderen sitzen und anfeuern, Zielgerade, Endspurt, Wechsel, schnaufen, Wasser trinken und ab in den Stuhl in unserer Fankurve. Mittlerweile wissen wir, dass es vier Frauenmannschaften gibt und wir in Führung liegen. Aber ob 100m oder 1600m wissen wir nicht. Egal, 24 Stunden sind lang.
Sonntag, 2:30 Uhr:
Seit Mitternacht laufen wir in Fünfergruppen jeweils viermal hintereinander. Die andere Hälfte versucht zu schlafen. Es ist kalt geworden, und nun kämpft jeder auch noch gegen die Müdigkeit. Die Beine werden schwerer, der Hügel immer höher und die Zurufe verhaltener. In Decken gehüllt, warten wir auf den nächsten Einsatz, während vom Wechselbereich leise Musik und das Piepen der Rundenregistrierung herüberweht. Am Checkpoint sieht man, dass wir weiterhin eine Runde in Führung liegen.
Sonntag, 7:00 Uhr:
Ich habe drei Stunden gelegen. Schlafen geht anders. Doch nun ist es wieder hell und mit Kaffee aufgewärmt, sind wir wieder in Zehnergruppe dabei. Unsere Verfolger sind die Mauerwegblümchen, die sind jetzt bis auf zwei Minuten an uns herangekommen. Lutz, der Herr über die Zahlen hat den Überblick und er hat, auch noch eine extrem schnelle Frau ausgemacht, die die Runde in weniger als 7 Minuten laufen soll?! Wo kommt die plötzlich her? Jedenfalls wird es jetzt richtig eng für uns. Nach 17 Stunden, den Pokal schon in Sichtweite zu sehen, wie die anderen an uns vorbeiziehen? Das geht gar nicht. Und Sabine hat auch schon einen Plan: Unsere schnellsten Frauen sollen versuchen, durch häufigere Wechsel den Abstand wieder zu vergrößern. "...und dann überrunden. Das demoralisiert." meint Lutz. Nun ja........
Sabine, Ines, Silvia, Katrin und Sandra geben wirklich alles, während wir anderen mit Rasseln und Rufen versuchen, sie zu unterstützen. Es ist verdammt spannend, zumal auch die Mauerblümchen ihre schnellen Läuferinnen nun häufiger starten lassen. Wer hält am längsten durch? Welche Mannschaft hat noch Reserven für die letzten Stunden?
Sonntag, 10:00 Uhr:
Es hat geklappt. Waren es anfangs noch zwei, drei und vier Minuten Vorsprung, heißt es jetzt: Noch 70sek nach vorn bis zur Überrundung. Die Mädels kämpfen um jede Sekunde, bis sie unserem Team wieder eine Runde Vorsprung erlaufen haben. Doch nun sind die schnellsten einfach geschafft. Deshalb steht die Frage: Wer kann noch? Also steigen die anderen fünf wieder mit ein und laufen, was die Beine noch hergeben. Nur nicht von den Mauerblümchen überholen lassen!!! Keiner will die mühsam erkämpften Sekunden wieder hergeben.
Sonntag, 12:00 Uhr:
Die Mauerblümchen scheinen aufgegeben zu haben.
Sonntag, 12:30 Uhr:
Der Drops ist gelutscht.
Sonntag 14:00 Uhr:
Es war ein harter Kampf und wir haben alles gegeben.
WIR SIND DAS BESTE TEAM !
Der Schleichende Hallunke
Die Vorbereitung auf einen solchen Wettkampf beginnt schon lange vorher (muss man dafür eigentlich trainieren?), spätestens jedoch am Klamottenschrank. Wieviel/wiewenig kann/muss/darf ich mir/den anderen und dem Auto zumuten. Kurzentschlossenes Umpacken, und dann passt es schon. Irgendwie. Rechtzeitiges Kommen sichert die besten Plätze. Unser Camp steht strategisch gut, genügend Platz und gute Sicht inklusive. Im Vorfeld verinnerlichen wir noch einmal das Staffelprocedere, und dann kann es ja losgehen.
Norbert kriegt noch den Rat, nicht als erster zu wechseln, schließlich hat unser Team eine andere Zusammensetzung als im Vorjahr. Daher verbietet sich auch zeitiges Zwischenrechnen. Umso erstaunter ist Lutz, als unser "Soft-Team" am Abend plötzlich vorn liegt. Das hatten wir wirklich nicht erwartet. Aber es ist auch die Zeit, wo es zu acht ganz schön schwer wird, den anderen Paroli zu bieten. Jeder sehnt Gerald herbei, den Spät- aber Schnellstarter. Die Überlegung, ihn die bisher entgangenen Runden in kurzen Wechseln nachholen zu lassen, meinen wir nicht ernst. Im Dunkel lassen Konzentration, Koordination und Kraft nach, wir diskutieren kurz die Nachtwechsel und einigen uns auf zwei Gruppen. Im Vorjahr waren`s drei, die mittlere hatte den Zonk. Volker meint: "Wenn ich schon schlecht schlafen kann, kann ich auch 24h laufen." Trotzdem verpennt er, seinen Nachfolger zu wecken und verpasst damit dem Autor einen ungeplanten Einsatz. Nachts!!! Danach achten wir stärker aufeinander. Den Gedanken, die Teams zukünftig mit anderen Namen zu versehen, verwerfen wir. Die Zeiten pro Runde werden erwartungsgemäß langsamer, sind aber schnell genug, um den anderen zu entkommen. Und so haben wir genügend Zeit, sich für unser Frauenteam und deren Duell zu interessieren, unsere Mädels zu unterstützen und zu motivieren. Und da gibt es einige Möglichkeiten. Man(n) nehme Rasseln oder leuchtende Kugeln, rechne ihnen Abstände in Sekunden vor, drohe ihnen mit Verfolgung oder verlangsame den eigenen Schritt, brülle durch die Nacht und tröste sie, wenn es weh tut ("das muss so sein"). Vor allem gebe man ihnen das Gefühl, dass sie gut sind ("selbst wenn du langsamer als du selbst bist, bist du schneller als die anderen"). Nur nicht drüber nachdenken, aber sie sind wirklich gut! Und sie müssen wesentlich härter kämpfen. Der Autor freut sich mit seiner "kleinen Intervallhexe", auch wenn diese "Flasche leer" ist. Der Vormittag vergeht für die Männer recht schnell, mittags sind die Entscheidungen gefallen, wir genießen die letzten Minuten den Rhythmus der Trommbösen. Die Zeit bis zur Siegerehrung nutzen wir gemeinsam, um unser Domizil rückzubauen (Ein Dank an Sabines Eltern für Equipment und Frühstück.). Danach treten wir vollkommen erschöpft und glücklich "helenefrei" (siehe 2014) die Heimreise im (Schlaf)wagen an. Diesmal kommt unser Ohrwurm von den Toten Hosen.
Ergebnisse und Rundenzeiten unserer Gewinner finden sich auf der Veranstalterseite.
Unsere Teams:
Sandra Morrobel, Ines Schwab, Silvia Schmied, Katrin Schneider, Sabine Eckel, Kerstin Kiss, Simone Rodeck, Franziska Gebauer, Waltraud Gebauer, Christina Krüger
Norbert Krüger, Thoralf Scholz, Felix Schneider, Matthias Allmich, Jens Hildebrandt, Lutz Gebauer, Volker Hergenhan, Frank Berger, Gerald Kretzschmar
Betreuung: Lutz Schendel
Text: Kerstin Kiss, Thoralf Scholz
Bild: Sabine Eckel, Lutz Schendel