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12.10.2014 - 31. Sofia-Marathon - Bin mal kurz weg!

Meine Sammelleidenschaft für Läufe im europäischen Ausland führte mich am vergangenen Wochenende in die Hauptstadt Bulgariens. Sofia ist damit die Nummer 6 meiner Sammlung (Barcelona, Lissabon, Rom, Helsinki, Amsterdam) und wieder bin ich der fast schon üblichen Ausgestaltung treu geblieben. Der Billigflieger brachte mich und meinen "traditionellen" Begleiter Gert am Samstagmittag von Berlin aus in die 1,3 Millionenmetropole am nördlichen Hang des 2290 m hohen Witoscha-Gebirges. Diese empfing uns mit strahlendem Sonnenschein und 25°C.

Da die Infrastruktur mit Bus und Bahn noch nicht ganz optimal organisiert ist und im Internet von windigen Taxifahrern gewarnt wird, nutzten wir diesmal den Shuttle-Service unseres Hotels um in das Zentrum der Stadt zu gelangen. Kurz eingecheckt, dann den Stadtplan mit den vermerkten touristischen Highlights und die Meldebestätigung eingepackt und los ging es durch den belebten Witoscha-Boulevard, an einem interessanten Baumix zahlreicher Kirchen, monumentaler Gebäude und Denkmäler vorbei, hin zum Wassil-Lewski-Nationalstadion.

Dabei konnte ich feststellen, dass die 3 Jahre Schulrussisch nicht ganz an meiner Festplatte vorbeigegangen sind, da doch das ein- oder andere Wort übersetzt bzw. die kyrillische Schrift gelesen werden konnte. Kurz vor Toresschluss erreichten wir das kleine Marathon-Office vorm Stadion und begehrten die Startunterlagen. Die Anmeldungen waren zwar ordnungsgemäß registriert und bezahlt, jedoch aushändigen wollte man uns diese nicht.

Der Grund war ein fehlendes ärztliches Attest für die gesundheitliche Tauglichkeit für unsere Teilnahme. Im Vorfeld hatte ich zwar dazu einen Hinweis auf der englisch-sprachigen Seite des Veranstalters entdeckt, ein Formular oder dergleichen, wie wir es aus anderen Städten kannten, war allerdings nicht zu finden. Nun war guter Rat teuer. In diesem Fall genau 5 bzw. 10 Leva. Genau soviel sollte eine vor Ort ausgestellte Bescheinigung des Gesundheitsdienstes kosten. Spontan vermuteten wir eine klassische Abzockmasche. Doch weit gefehlt! Die Ausschilderung führte uns in kleine Räumlichkeiten des Stadions und darin war eine kleine provisorische Arztstation aufgebaut. Für mich als 20-KM-Läufer hieß es Blutdruckmessen, welche aber auf Grund der Aufregung erst nach der zweiten Messung einen akzeptablen Wert anzeigte. Gert bekam als Marathoni gar ein komplettes EKG und letztlich auch das begehrte Dokument ausgestellt. Und das ganze für 10 Leva (rund 5 EUR). Das hätten wir in Deutschland nicht günstiger bekommen. Mit ärztlichem Attest in der Hand nahmen wir dann stolz unsere Startunterlagen, einschließlich einer Tasse bei mir und einem T-Shirt bei Gert in Empfang und genossen die familiäre Pastaparty nahe des bekannten "Brüdergrabes".

Bei ziemlich frischen Temperaturen und nach einem ordentlichen Hotelfrühstück machten wir uns am nächsten Tag in Laufkleidung auf zum Start. Dort hatten sich insgesamt ca. 1200 Läufer/innen für die Strecken 8,4 km, 20 km und Marathon eingefunden. Videoleinwand, viele Kameras und eine aufgebaute Tribüne zeugten vom Selbstbewusstsein des Veranstalters. Um 10 Uhr dann der Start der Marathonläufer/innen, ich sollte mich 5 Minuten später auf die Socken machen. Auf Grund eines grippalen Infektes in der Vorwoche hatte ich sämtliche Zeitziele abgeschrieben, eine läuferische Sightseeing-Runde sollte es dann schon eher sein. Mein Plan war es daher, schnell die 5 Minuten auf Gert zuzulaufen und dann mit ihm gemeinsam den Lauf zu absolvieren. So folgten also die ersten Kilometer im 4:15er-Schnitt in der Hoffnung, Gert bei ca. KM 7 eingeholt und es etwas langsamer weiter gehen zu lassen. Doch die Kilometer verrannen und verannen, auch ohne entsprechende Kilometrierung und nur vereinzelt kamen mir Marathonläufer/innen "entgegen". Leicht entmutigt und langsamer werdend, lief ich nunmehr auch die abschließende zweite Runde fast zu Ende. Doch dann fiel mir bei KM 18 eine bekannte Rück(en)ansicht auf. Kurz liefen Gert und ich noch zusammen, plauschten ein wenig und schon war es für mich vorbei. Bei exakt 20,0km und 1:27:00h stoppte der Garmin. Kurze Verschnaufpause, zurück für mich ins Hotel zum Frischmachen und dann zum Ziel zurück, um Gert in Empfang zu nehmen. Dies dauerte zum Glück auch nicht sehr lang, da ich mir sonst bei 26°C und Sonnenschein einen Sonnenbrand geholt hätte. Nach knapp 4 Stunden hatte auch er sein Ziel erreicht. Gemütlich bummelnd und in ein paar kleine Cafés einkehrend, ließen wir den Nachmittag verstreichen und konnten ein wenig Land-und-Leute-Kunde betreiben. Die Bulgarin z.B. orientiert sich häufig gern am italienischen Lebensstil. Ist immer schick, trägt die Handtasche in der Armbeuge, welche oftmals auch ein Taschenhündchen beherbergt. Der Bulgare legt nicht minder wert auf sein Aussehen und zeigt auch mit dem KFZ an, wo der Frosch die Locken hat.

Nun galt es abschließend noch den Weg zurück zum Flughafen zu finden. Und hier bewiesen wir Mut ;-). Das so häufig in Verruf geratene Taxi sollte es sein. Ein kurzer Wink und schon hielt eines. Auf der Seitenscheibe konnte man dann auch den Fahrpreis entnehmen, hier z.B. 0,80 Leva/km. Auf Nachfrage wurde uns ein Fahrpreis von 22 - 25 Leva mitgeteilt, was an sich schon für die vorher recherchierte Fahrstrecke von ca. 12 km eine Frechheit ist. Wir willigten mangels Alternative trotzdem ein. Da wir die Strecke von der Hinfahrt erkannten, wussten wir, dass zwar keine größeren Umwege eingebaut wurden, jedoch schien der Taxometer die Kilometer doch etwas anders zu messen. Kurz um: Am Flughafen sollten es dann schlappe 31,60 Leva sein. Nach kurzer Diskussion beließen wir es bei 25 Leva. Einen solchen letzten Eindruck hat Sofia nun wirklich nicht verdient.

Fazit: Sofia ist eine schöne Stadt, die es zu bereisen lohnt. Der Sofia-Marathon ist dazu ein schöner Anlass mit unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis (Startgebühr Marathon: 8 EUR; 20 KM: 5 EUR), ordentlicher Strecke und guter Organisation.

Text/Bild: Thomas Probst