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01.05.2014 - Radtour Berliner Mauerweg - Deutsche Geschichte erfahren!

Am 1. Mai, da hat man frei! Jedenfalls traf dies für Andreas Neubert und mich zu. Und da man sich auch von familiären und gesellschaftlichen (Maidemonstrationen etc. ;-) Verpflichtungen loseisen konnte, stand mal wieder ein "schönes Ding" auf dem Plan. Das Ziel: Die Komplettberadelung des Berliner Mauerwegs (rund 160km), jenen Wander- und Radweg, der den Verlauf der ehemaligen DDR-Grenzanlagen zu West-Berlin markiert, an nur einem Tag. Bereits im "Winter" hatten sich vier LAVler dieser Unternehmung angenommen, jedoch mussten diese seiner Zeit, auf Grund von miserablem Wetter, die Segel schon nach 50 Kilometern streichen.

Auch dieser Versuch war von Ungewissheit geprägt. So prophezeite der Wettergott leider ausgerechnet für den "Tag der Arbeit" Regenschauer mit Temperaturrückgang und Andy wurde zu allem Unnütz am hellichsten Tag sein Rad kleptomaniert. Diesen Widrigkeiten zum Trotz holte ich Andy mit meinen zwei Fahrrädern (Trekkingrad, MTB) im Gepäck um 6:00 Uhr von zu Hause ab und wir fuhren mit dem PKW durch dunkle Wolken und Regenschauer in Richtung Berlin. Von der Sonne geblendet und von 15 °C gewärmt, trafen wir dann an unserem gewählten Startpunkt  nahe "Berlin-Dreilinden" ein. Um 7:45 Uhr erfolgte der imaginäre Startschuss für unsere Rundfahrt im Uhrzeigersinn. Es galt zunächst über die A115 beim ehemaligen "Kontrollpunkt Dreilinden/Checkpoint Bravo" zu überqueren, den schönen Griebnitzsee mit seinen zahlreichen Villen entlang zu radeln und über die ehemalige Exklave Klein Glienicke und den Berliner Forst den Großen Wannsee anzusteuern. Ganz nebenbei tangierte man dabei auch die Glienicker Brücke, die auch als "Agentenbrücke" im Kalten Krieg berüchtigt war. Auf dieser Teilstrecke hieß es kräftig in die Pedale zu treten, da die 9-Uhr-Fähre über den "Großen Wannsee" nach Kladow unbedingt erreicht werden sollte.

Dies gelang souverän und man genoss die ca. 15minütige Überfahrt mit ein wenig Erholung und Nahrungsaufnahme. Überrascht zeigten wir uns ob der Freundlichkeit des Fährenpersonals. Entgegen vieler Vorurteile von Bediensteten der BVG, konnte sich dieser sogar einen netten Satz bei der Kassierung des Fahrpreis (4,20 EUR insgesamt pro Person) abringen. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Rädern hatten, folgten wir unter Pfauengeschrei (Pfaueninsel) den Hinweisschildern des Mauerwegs in Richtung Groß Klienicke zum ehem. Grenzübergang Staaken. Dort begegneten uns auch erste Mauerreste und in Nieder Neuendorf ein Grenzturm, dessen Museum uns ein kleiner Abstecher wert war. Über eine paar wellige Passagen fuhren wir anschließend die landschaftlich schönste Teilstrecke über den "Eiskeller", Hennigsdorf, das "Ultralaufmekka" Frohnau nach Hohen Neuendorf. Dort haben wir die Vorerfahrungen von mir genutzt und in der dortigen "Märchenstube" einen leckeren Matjes mit Bratkartoffeln zu uns genommen. Umrahmt wurde dies durch eine echte "berliner Schnauze" als Bedienung und aufmunternden Worten eines Gastes, mit dem wir über unsere Unternehmung ins Gespräch kamen. "Das packt ihr nicht", gab er uns letztlich mit auf dem Weg. Angespornt von diesen Worten legten wir eine kleine Schippe drauf und fuhren in Richtung Berlin-Mitte. Nach und nach wurden die Menschen zahlreicher und, da sich viele zu kleinen Feierlichkeiten und Kundgebungen bei Wurst und Bier zusammengefunden haben, die Luft doch ziemlich stickig. Insbesondere auf den Wiesen nahe des "Jahn-Sportparks" hätte man Smog-Alarm ausrufen können. Schnell ließen wir diese Dunstglocke hinter uns und besuchten alsbald die Gedenkestätte "Bernauer Straße", welche noch einen Original-Grenzabschnitt bereithält. Nachfolgend sollte unsere Konzentration auf eine harte Probe gestellt werden. Es galt inmitten der Menschenmassen am Reichstag, Brandenburger Tor und Co., den Weg über den Potsdamer Platz zum Checkpoint Charly und der Eastsidegalerie zu finden. Dank einiger Vorkenntnisse und wachem Auge im Schilderwald und auf die beiden Pflastersteinreihen im Straßenasphalt, gelang uns dies auch recht ordentlich. Historische Orte (z.B. Grenztürme etc.) ließen wir dabei allerdings links oder rechts liegen. Erleichtert, diesem Trubel entronnen zu sein, fuhren wir durch Plänterwald und Treptow in südliche Richtung zur "Fahrradautobahn". Auf gut 10 Kilometern folgt der Weg hier als breites Asphaltband der A113 bis kurz vor Schönefeld. Landschaftlich zwar nicht schön, dafür aber sehr schnell, erreichten wir so einen kleinen Imbiss, der uns neben einer Stärkung auch Schutz vor einem kurzem Regenschauer bot. Nun waren bereits knapp 125 km absolviert. Die restlichen Kilometer sollten nun doch auch zu meistern sein... Da hatten wir die Rechnung jedoch ohne die Beschilderung gemacht. Was uns im "Irrgarten" der berliner Innenstadt noch gelang, gelang uns hier leider nur bedingt. So "verloren" wir in Lichtenrade kurz den Weg und kamen erst über eine "Alternativroute" wieder zurück auf die Originalstrecke. Eine Passantin teilte uns allerdings mit, dass wir wohl nicht die einzigen Radler waren, die vor diesem Problem standen und auch bei meinen ersten beiden Versuchen war ich hier mit meinem Latein am Ende. So "unsichtbar" ist der ehemalige "Eiserne Vorhang" nach knapp 25 Jahren Wiedervereinigung bereits geworden. Die letzten Kilometer sind kurz erzählt. "Kette rechts und ab zum Auto", hieß die Devise, welches wir nach 159 km und einer Fahrtzeit von 7:46:43h erreichten. Wir haben es also doch gepackt!

Fazit:
Auch nach meiner dritten Tour auf dem Mauerweg bin ich weiterhin begeistert. Die Verbindung von schöner Natur, städtischem Flair und jüngere Geschichte über einen tollen Radweg ist einfach lohnenswert für Jung und Alt. Man muss diesen ja nicht unbedingt an einem Tag absolvieren.

Weitere Informationen zum Mauerweg findet ihr hier: LINK

Am 16. August 2014 startet im Übrigen bereits die dritte Auflage des Mauerlaufs, einem Ultralauf über 100 Meilen entlang des Mauerwegs für Einzelläufer/innen, 2er-und 4er-Staffeln. Dabei wird die Fähre allerdings ausgespart und "umlaufen". Der Streckenrekord stammt aus dem Vorjahr und wird von Peter Flock mit 15:53:45 h (5:56er-KM-Schnitt) gehalten. Auf der Internetseite des "Mauerlaufs" besteht auch die Möglichkeit, die Strecke per Animation "abzufliegen".

Eine entsprechende Radwanderkarte verleihe ich gern an interessierte Vereinsmitglieder.

Text/Bild: Thomas Probst