29.04.2012 - 10. Spreewaldmarathon in Burg - Nicht nur Spreewaldgurken...
Laufen, Wandern, Paddeln, Walken, Radeln....um nur einige Disziplinen zu nennen, die zum 10ten Jubiläum im Spreewald angeboten wurden. Sportlich gesehen: der absolute Wahnsinn in organisatorischer Effizienz. In drei Tagen nahmen über 10000 Sportler an einem rund Dutzend verschiedenen Wettkämpfen. Moni und ich brachen gleich nach den Landesmeisterschaften in Bad Schmiedeberg am Samstag auf, da ich mich schon im vergangenen Jahr für den „flachsten Marathon“ der Welt angemeldet hatten. Im Dezember startete ich mit dem Aufbautraining für die 42,195km. Leider lief die Vorbereitung sehr Wellenförmig. Grippe, Job, familiärere Verpflichtungen und noch viele andere Sachen hielten mich von dem einen oder anderen Trainingskilometer ab. Nach dem Halbmarathontest in Berlin wuchs die Zuversicht, dass die Form da ist. In der Nacht vor dem Start fing es an wie aus Kannen zu giessen, jedoch verzogen sich die Schlechtwetterwolken langsam aber sicher. Konventionell ging ich mit Drei Zielen an den Start in Burg. Ziel I: Neue Bestzeit, Ziel III: sub. 02:45h (die einstmalige Qualizeit für die deutschen Marathonmeisterschaften) und Ziel II: irgendwo zwischen Ziel I und II.
Der Startschuss fiel und der Läufertross setzte sich in Bewegung. Auf den ersten Kilometer versuchte ich meine Geschwindigkeit zu treffen, ohne zu überpacen. Wie heisst es doch so schön? Der Mann mit dem Hammer steht nicht automatisch bei Kilometer 38, sondern den stellt man sich dorthin, wenn man am Anfang überzieht. Naja mit 04:00min/km war ich eindeutig viel zu langsam. Wir verließen Burg und der Wind nahm uns in die Arme. Ein schöner kontinuierlicher Gegenwind. Doch was heisst hier wir. Ich war ganz alleine. Ohne Gruppe hiess es nun vorsichtig schneller werden und das Tempo forcieren. So langsam kam ich ins „Rollen“ und ab km 8 war der Organismus eingespielt, die Beine waren locker und in Sichtweite waren zwei Marathonläufer zu denen ich aufschliessen wollte. Zum Winde gesellte sich nun zunehmend strahlende Sonne. Der Abstand zur Gruppe vor mir verkürzte sich. Ab km 12 lief es richtig gut und locker. Den HM passierte ich in knapp 01:20h. Somit war Ziel I wieder in Reichweite. Nach wie vor störte der Wind, der das Tempo punktuell stark drückte und mich immer wieder aus dem Rhythmus warf Bei km 28 gab es die erste Leistungsdelle. Aber kein Problem. Ich wusste ja dass mein Körper nur auf Fettstoffwechsel umstellte und tatsächlich blieb es locker. Zumindest vorläufig. Ab km 32 fing ich an zu kämpfen. Das Tempo glich einer Tal und Bergfahrt. An die Läufer vor mir war nicht mehr heranzukommen und bei km 38 traf mich doch der Mann mit dem Hammer. Verschwommen nahm ich noch ein „Jetzt nur nicht langsamer werden“ von meiner Radbegleitung Moni wahr, da wusste ich jetzt fängt der Reiz des Marathon an. Ziel III war noch locker drinne, auch wenn ich das Tempo stark drosselte und mich meine Uhr regelmässig informierte, dass ich kaum noch schneller als mit 04:00min/km unterwegs bin. Was solls, bloss nicht stehen bleiben. Der Schweiß und damit das Salz brannte in den Augen. Die letzten 1000m lief mein Körper ohne Willen, einfach weil es noch sein muss, um die 42,2 km vollzumachen.
Im Ziel blieb die Uhr bei 02:43:35h stehen. Meine drittschnellste erreichte Zeit. Wow und das bei den Bedingungen. Insgesamt bedeutete dies den vierten Gesamtplatz. Die Siegerehrung moderierte ein gewisser Adi aus Halle. Am nächsten Tag paddelten Moni und ich noch einige Stunden durch einen mystischen Spreewald und ich ertappte ich mich bei den Gedanken, wie es wohl gelaufen wäre, wenn ich nicht so schnell die Handbremse angezogen hätte, um auf die klimatischen Bedingungen zu reagieren...wer weiss?
Text/Bild: Christian Wagner