24.10.2011 - 4. Rügenbrückenlauf - Meer erleben – Laufen am Strelasund
Gleich nach dem letzten Heidelauf am 9.10., bei dem sich der Verfasser bereits nach wenigen Sekunden mit Uwe E. am Boden liegend wiederfand, welcher dann aber doch noch recht zufriedenstellend zu Ende gebracht werden konnte, ging es mit gepackten Koffern zum Bahnhof. Seitdem bin ich für einige Wochen im Nordosten von Rügen - nicht weit von Kap Arkona - auf dem Kirchhof von Altenkirchen mit der Untersuchung von Gräbern beschäftigt.
Eine Dienstfahrt führte mich am Freitagnachmittag nach Stralsund. Ich wollte sowieso einen Tag bleiben, um erste Anzeichen des Inselkollers zu bekämpfen und so meldete ich mich gleich für den Rügenbrückenlauf auf der Halbmarathonstrecke am nächsten Tag an. Vor einem Jahr, bei meinem letzten archäologischen Einsatz an der Ostseeküste, war ich hier bereits einmal gestartet und mit der eher mäßigen Zeit von 1:25:50 h auf der etwa 21,6 km langen Strecke überraschend Gesamtzweiter geworden. Eine solche Platzierung war angesichts der günstigen Wetterprognosen und der massiven Reklame des Veranstalters in diesem Jahr nicht zu erwarten – es versprach jedenfalls, ein besser besetztes Rennen zu werden.
Nunmehr in der 4. Auflage stellt der Rügenbrückenlauf heute einen der größten Laufwettbewerbe in der Region dar und lockt Einheimische wie Touristen gleichermaßen an. Angeboten werden neben der klassischen Marathondistanz und dem „Halben“ noch Läufe über 7 und 13 km, dazu ein gibt es einen Walking - Wettbewerb. Die Gesamtteilnehmerzahl beläuft sich inzwischen auf knappe 3000 Teilnehmer. Wesentlich zur Attraktivität der Sportveranstaltung trägt zweifellos das Überqueren der imposanten neuen Rügendammbrücke bei, welche das Festland bei Stralsund mit der Insel Rügen (Altefähr) auf einer Länge von fast 3 km verbindet. Gerade auf dem Rückweg ergeben sich atemberaubende Blicke auf die von Kirchtürmen bestimmte Silhouette der Stralsunder Altstadt. Insgesamt ist das Ganze eine zumindest stellenweise recht anspruchsvolle Kombination aus Straßen- und Naturlauf.
Übernachtet wurde dieses Mal im Hostel am Rügendamm – eine einfache Unterkunft mit freundlichem Personal und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, nur einen knappen Kilometer vom Start am Ozeaneum, dem modernen und sehr sehenswerten Meeresmuseum der Stadt, entfernt.
Mein Zimmerkollege war zufällig Uwe Länger aus Berlin, welcher allerorten dadurch auffällt, dass er für den 1. FC Union startet. Er konnte den Rügenmarathon im vergangenen Jahr gewinnen, ich traf ihn heuer bereits bei der Harzquerung. Da kamen mir nochmals Zweifel, ob ich nicht doch lieber den Ganzen probieren sollte. Die innere Stimme aber sagte klar und deutlich „Nein!“. Mögliche Wetterkapriolen (Wind und Regen) sowie Profil und Untergrund versprachen keinen schnellen Kurs. Man musste einen Verlust von 8-10 min einkalkulieren und da würde es dann eng werden mit einer Zeit unter 3 Stunden.
Los ging es am nächsten Morgen kurz nach 9.30 Uhr – der Tag empfing uns mit wolkenlosem Himmel und Sonnenschein aber empfindlicher Kühle. Unverständlicherweise hatte man den Start des Marathons 2 Minuten vor dem Halbmarathon gelegt. So liefen wir "Halbmarathonis" auf den ersten Kilometer einen Slalom zwischen den Marathonläufern – noch dazu auf Kopfsteinpflasterpassagen. Immer am Rande des Hafengeländes entlang ging es zügig Richtung Rügendamm, der sich als giftiger Anstieg entpuppte. Etwa 2 Kilometer hielt ich Tuchfühlung zur Spitzengruppe, dann schaltete ich vernünftigerweise herunter und fand mich für den Rest des Rennens mit der Rolle des Verfolgers ab, wobei ich mein Tempo etwa halten konnte. Etwas verschlungen, dafür auf schnellem Asphalt ging es die ersten Kilometer auf der Insel in Richtung Altefähr, wo uns einige Pflasterpassagen warteten. Die Strecke führte nun mit einigen Steigungen in die Feldflur, zunächst noch auf hier mancherorts noch üblichen Plattenbetonwegen, ehe ein kurzer Abschnitt auf unbefestigtem Feldweg folgte. Hier – bei km 12 – trennten sich die Marathonläufer von uns. Immer küstenparallel passierten wir nunmehr einen Streckenabschnitt mit Crosscharakter, wozu Untergrund und Profil gleichermaßen beitrugen. Wer Augen dafür hatte, konnte nun schon einen imposanten Blick nach Stralsund werfen. Über den Hafen liefen wir wieder in den Ortskern von Altefähr hinein. Zurück nach Stralsund ging es auf dem alten Rügendamm, dessen derzeitiger Baustellencharakter noch einmal zu höchster Konzentration nötigte. Erst auf den letzten 2,5 Kilometern konnte man dann wieder ungebremst und ohne Sorge die Füße bewegen - auf zum Ozeaneum!
Hier kam ich hinter der inzwischen auseinandergerissenen Spitzengruppe nach 1:23:24 h als 6. ins Ziel der ca. 21,6 km. Angesichts der nicht einfachen Strecke – bei freilich optimalen äußeren Bedingungen - und dem einsamen Rennen war ich doch recht zufrieden. Wie immer wurden nur die Gesamtplazierten, dazu der jeweils schnellste Stralsunder und Rügener geehrt. Hätte ich da mal bei der Anmeldung meinen derzeitigen Nebenwohnsitz auf der Insel angegeben…
Originellerweise konnten sich die Teilnehmer auf dem vor Anker liegenden Segelschiff Gorch Fock umkleiden.
Leider kam mit den versierten Masseusen kein rechter Dialog zustande – es ist der Landstrich wo man zwar gleich doppelt „Morjen“, den Rest des Tages aber kaum mehr etwas sagt. Dafür traf ich meinen Zimmergenossen Uwe wieder, er hatte seinen Vorjahreserfolg im Marathon in 2:47 h wiederholen können.
Etwas müde, aber zufrieden ging es am Nachmittag mit Zug und Bus zurück ans Kap Arkona!
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Text: Andreas Neubert