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02.11.2019 - 1. Hallescher 6-Stunden-Lauf - Laufen, bis die Wurzel leuchtet

Wenn die Bahn nicht fährt, kannste laufen. Und sogar ziemlich lange! So sind es die Betriebszeiten der Parkeisenbahn, die den Termin für den 1. 6h-Lauf beeinflussen. November, spät im Jahr. Kurz vorher noch diese eisige Kälte, oje, das kann ja was werden. Aber pünktlich zum Wochenende dreht das Wetter, und so versammeln sich 12 Staffeln und über 40 Einzelstarter erwartungsfroh am Peißnitzhaus zum Briefing. Unterhaltsam wird noch einmal auf Terrain, Verpflegung und km-Messung hingewiesen, und dann kann es pünktlich 12Uhr losgehen. Die Strecke ist übersichtlich, ob der Veranstalter den Planetenweg zur Verdeutlichung der erwarteten hohen Distanzen wählt, ist nicht belegt. Vorbei an Neptun, Mars und Pluto geht es geradeaus bis zum alten Gut Gimritz, nach Überquerung der Gutsbrücke schließt sich ein schmalerer Pfad am Rande der Wilden Saale an, und schon ist die Runde nach der Passage der Freilichtbühne geschafft. Eigentlich doch ganz kurz, oder?! Die Staffelläufer gehen entsprechend forsch zu Werke, die Einzelläufer beginnen bewusst ruhig. Inzwischen sind die ersten Runden absolviert, die Sonne kämpft sich durch die Wolken. Goldgelb glänzt der Herbst, die Blätter rascheln und die Bäume wiegen im Wind. Und der pustet dann auch mal durchs jetzt schon triefende Hemd. Huh, doch ganz schön frisch! Am Nachmittag ist es auf der Peißnitz noch relativ leer, erst nach 16Uhr kommen viele Spaziergänger, beobachten interessiert und staunen über die Leistungen. Am Peißnitzhaus gibt`s jetzt Radler und Knüppelkuchen am Lagerfeuer, aber für die Läufer ist das noch zu früh. Mit fortgeschrittener Zeit werden die Beine schwerer, bei manchem zwickt die Wade, die vielen Fußgänger und fahrradfahrenden Kinder erfordern erhöhte Aufmerksamkeit. Die unwesentliche Steigung zu beiden Brücken hin mutiert zu Anstiegen, das nasse Laub ist nicht ganz ungefährlich. Durch die Bäume schimmert noch kurz der rötliche Abendhimmel, dann ist sie weg, die Sonne. Und es ist immer noch nicht vorbei. Dank moderner Technik kann man Rundenzeiten und Momentanplatzierung auf dem Smartphone oder einer großen Anzeige mitverfolgen, Rechenspiele beginnen. Die Streckenposten werden jetzt besonders wichtig, die wenigen Meter öffentlicher Verkehrsraum werden durch sie gut abgesichert, schließlich ist es ja nun schon dunkel. Weiter geht es, im Wechselraum erkennt man seine Partner erst kurz vorher, es sei denn, er/ sie hat sich irgendwie illuminiert. Das trifft auch für die einzige Stelle der Strecke zu, wo der Untergrund zur Gefahr wurde. Eine Wurzel, die dann im Dunkel eine Lichterkette erhielt und so rotleuchtend von weitem erkennbar war. Außerdem gab es ja vorher genügend Zeit und Runden, sich die Stelle im Hellen anzusehen. Aber wer denkt nach so vielen km noch klar?  Zum Schluss werden noch einmal alle Kräfte mobilisiert, und dann ertönt endlich um 18Uhr die Schlusströte. Es ist geschafft. Puh!! Nun heißt es Zeichen setzen oder warten. Warten auf den Sandmann. Nein, besser: Restmetervermesser. Der Herr über einen Vokal, aber 1559 Zahlen. Irgendwo schält er sich da hinten aus dem Stockfinsteren, rollt ein Rad über den Boden und bleibt bei jedem  nummerierten Sack Sand stehen, welches die letzten Läufer haben fallen lassen. Clevere Idee! Während die Läufer sich erst einmal erholen, rotieren die Organisatoren im Hintergrund. Die Siegerehrung findet bei gemütlichem Zusammensein unter kulinarischer Versorgung durch das Peißnitzhausteam statt. Dem Lob eines auswärtigen Teilnehmers möchte sich der Autor ausdrücklich anschließen. Von der verrückten Idee, einen Ultralauf nach Halle zu holen bis zur umfänglich geplanten Durchführung, von den fleißigen Helfern(, die bisher nicht erwähnt wurden: Verpflegungsstand, Sprecher, Zeitmessung, Fototeam, Urkundenerstellung, Siegerehrung). Das war eine tolle Leistung. Die der einzelnen Athleten finden die Interessierten in einer rundengenauen Analyse.

PS: Um die 200 Fotos vom Lauf gibt es HIER:

Text: Thoralf Scholz