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Erinnerungen an einen besonderen Freund 

„Als der Regenbogen verblasste

Da kam der Albatros

und trug mich mit sanften Schwingen

weit über die sieben Weltmeere.

Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts.

Ich trat hinein und fühlte mich geborgen.

Ich habe euch nicht verlassen,

ich bin euch nur ein Stück voraus.“ (Antoine de Saint-Exupery)

Jahrelang hofften viele Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von unserem guten Freund Frank Sebastian, dass er den Kampf gegen die heimtückischste aller Krankheiten, den Krebs gewinnen würde. Doch dieser Kampf ging verloren. Nun will ich an den besonderen Freund erinnern und ihn noch einmal in die Mitte des Lebens holen.

Es gilt Abschied zu nehmen von einem Leben, das gefühlt noch lange nicht fertig war, dass noch viele Wünsche, Erwartungen, Hoffnungen und Pläne hatte und trotzdem am 14.07.2021 so unbarmherzig zu Ende ging. Wie oft sprach ich mit Ihm über die vielen Pläne und Wünsche, die wir noch gemeinsam hatten - da war der Tod noch weit weg und doch schon so nah.

Es gab für Frank - den ich immer nur Fränki genannt habe – den buchstäblichen Kampf um sein Leben.

Aufgeben war nicht sein Ding.

Jahrelang bangten und hoffte wir, dass Frank, den Kampf um sein Leben gewinnen würde. Gewinnen – wie so viele Kämpfe in seinem Leben. Fränki verließ diese Welt, aber er hat uns nicht verlassen.

Der große Junge, der zarte Ehemann und Vater, der humorvolle Freund, der großzügige Liebhaber des Lebens, der laute Gerechtigkeitsromantiker, der Lehrer, der mit einer so natürlichen Autorität ausgestattet war und deshalb wunderbar mit Kindern umgehen konnte – eben der besondere Mensch, der viel Freude und Lachen an diese Welt verschenkte.

Sein Körper mag uns verlassen haben: doch mein guter Freund bleibt immer unter uns. Nichts und niemand kann Ihn uns aus dem Paradies der Erinnerungen nehmen. Er bleibt für uns unter den noch Lebenden, und wir erinnern uns voller Dankbarkeit und Freude, so wie es in dem bekannten Lied „Hugenottenfriedhof “von Wolf Biermann heißt:

„Dann freun wir uns und gehen weiter/Und denken noch beim Küsse geben/Wie nah sind uns manche Tote, doch/Wie tot sind uns manche, die leben.“

Unsere Erinnerungen gehören uns. Fränki nützen sie nichts mehr. Es hätte ihm vielleicht gutgetan, wenn ich mehr auf ihn geachtet hätte, statt mich zufrieden zu geben, dass er so viel gute Laune und Frohsinn, selbst noch in den schweren Tagen der letzten Zeit verschenkte.

Habe ich seine Sehnsüchte und Träume erkannt – und wenn ja warum habe ich sie ihm nicht erfüllt?

Fragen, die mir kommen und doch weiß ich: wie in jedem Leben lagen auch bei Fränki Offenheit und Geheimnisse dicht beieinander. Ich trauere auch um verpasste Chancen und Möglichkeiten.

Und doch überwiegt die Dankbarkeit:

Dankbar bin ich für die wunderbare Wanderwoche in den Kitzbüheler Alpen 2019. Im Läuferhotel auf 1805m Höhe waren wir den Himmel so nah. Obwohl schon deutlich von der Krankheit gezeichnet, ließ es sich Fränki nie nehmen, die anspruchsvollen Wanderungen mitzumachen.

Dankbar bin ich für den Sportfreund. Was haben wir für schöne gemeinsame Wettkämpfe absolviert. Wie sehr habe ich seinen ungebrochenen Kampfgeist bewundert. Immer ging Fränki bis zum Anschlag. Im Wettkampf war er eine „Kampfmaschine“. Im Training konnte er schon mal laut werden, wenn Absprachen nicht eingehalten wurden. Nie werde ich auch vergessen, wie er benachteiligte Kinder aus der Schule für lernbehinderten Kinder, wo er zuletzt arbeite, mit zum Heidelauf nahm, sie abholte, den Beitrag bezahlte und wieder nach Hause fuhr.

Dankbar bin ich auch für die vielen gemeinsamen Saunabesuche im Maya Mare. Hier fühlte er sich zu Hause und wir redeten stundenlang über Gott und die Welt.

Mein Freund ist tot und ich bin zu traurig, um große Reden zu halten.

Ich werde sein Lachen, sein Humor, seine lebendige echte Art vermissen.

Lasst uns aufeinander aufpassen, fragt nach der Freundin, den Freund, schenkt Euch Zeit und vergesst die Liebe nicht.

„Ich bin nicht tot, ich tausche nur die Räume.

             Ich lebe in Euch und geh durch Eure Träume.“ (Michelangelo)

Lothar Rochau

Halle an der Saale, den 17.07.2021